Jeder Mensch kennt Ängste, Sorgen und Befürchtungen. Das ist völlig normal. Doch viele meiner Patienten, die an chronischen Schmerzen leiden, berichten mir, dass diese überhandnehmen. Typische belastende Gedanken sind zum Beispiel: Was, wenn die Krankheit unaufhaltsam fortschreitet? Werde ich mich irgendwann gar nicht mehr bewegen können? Wie soll ich finanziell über die Runden kommen, wenn ich eines Tages meinen Beruf nicht mehr ausüben kann? Wer weiß, vielleicht steckt doch eine noch schlimmere Erkrankung dahinter, die man bisher übersehen hat?
Diese Gedanken führen schnell in einen Teufelskreis aus Schmerz und Angst: Die Schmerzen verschlimmern die Ängste, diese wiederum führen zu immer stärkerer Selbstbeobachtung, Konzentration auf die Schmerzen und zunehmenden Verspannungen der Muskulatur.
Was hilft gegen krankheitsbezogene Ängste?
Zunächst sollten Sie sich gründlich über Ihre Erkrankung informieren. Das ist nicht so selbstverständlich, wie es vielleicht klingt! Finden Sie heraus, womit Sie es zu tun haben! Welche Diagnose(n) wurde(n) eigentlich gestellt? Falls hier Unklarheiten bestehen oder Sie widersprüchliche Informationen erhalten haben, fragen Sie bitte nach! Bei vielen Fibromyalgie-Betroffenen ist Fibromyalgie nämlich nicht die einzige Diagnose. Die Erkrankung tritt gehäuft bei Menschen auf, die auch noch unter anderen Krankheiten (z. B. entzündlichem Rheuma) leiden. Vielleicht erhalten Sie von Ihrem Arzt auch Informationsmaterialien. Falls nicht: Es gibt zum Thema „Fibromyalgie“ gute Broschüren bei der Deutschen Fibromyalgie Vereinigung oder der Rheumaliga. Auch das Internet bietet viele Informationsquellen (und es werden jeden Tag mehr), doch es wichtig zu wissen: Nicht alle Texte, die auf Webseiten, in sozialen Medien und in Foren veröffentlicht werden, basieren auf medizinischen Fakten.
Wenn Sie über Ihre Diagnose, den Krankheitsverlauf und die Behandlungsmöglichkeiten Bescheid wissen, nimmt Ihnen das wahrscheinlich schon einen Teil Ihrer Ängste. Sie können dann eher einschätzen, was Sie erwartet, und können auch mit schlechteren Tagen besser umgehen – weil Sie wissen, dass auch wieder bessere kommen werden. Denn für Fibromyalgie ist es eben nicht typisch, dass die Symptome immer schlimmer werden – der Krankheitsverlauf gleicht bei den meisten Betroffenen eher einem „Auf und Ab“.
Eigene Erfahrungen festhalten
Vielen meiner Patienten hilft es auch, ihre eigenen Erfahrungen in einem Tagebuch festzuhalten. Das funktioniert „klassisch“ in einem schönen Büchlein oder auch digital am Computer. Dabei bin ich persönlich kein großer Fan des reinen Schmerztagebuches. Ich würde Ihnen empfehlen, sich auch auf andere Bereiche Ihres (Er)lebens zu konzentrieren. Oft hilft das Niederschreiben der eigenen Erlebnisse, Gedanken und Gefühle, diese mit etwas Abstand klarer zu sehen, vielleicht auch aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Falls Sie schon früher einmal ein Tagebuch geführt haben, haben Sie sicher auch bemerkt, dass es sehr spannend und auch hilfreich sein kann, ältere Einträge nach längerer Zeit noch einmal zu lesen. Vielleicht stellen Sie dabei fest, dass Sie früher bereits ähnlich schwierige Zeiten gemeistert haben, dass viele Befürchtungen sich nicht bewahrheitet haben und dass manche Dinge sich auch zum Positiven verändert haben.
Wenn Ängste und Sorgen den Alltag bestimmen
Falls Sie jedoch immer wieder Angst und Sorgen verspüren oder mit dem Grübeln scheinbar kaum mehr aufhören können, kann es notwendig sein, psychologische oder psychotherapeutische Unterstützung zu suchen. Es gibt heute gute Möglichkeiten, exzessives Sorgen und Grübeln zu behandeln, zum Beispiel im Rahmen einer Verhaltenstherapie. Wenn Sie unsicher sind, an wen Sie sich wenden können, kann Ihr Hausarzt ein guter erster Ansprechpartner sein.
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