Eine Patientin erzählte mir vor einiger Zeit: „Wegen meiner ständigen Schmerzen wurde mir früher empfohlen, mich körperlich zu schonen, da Belastung den Schmerz nur verschlimmere. Das stimmte auch irgendwie – nach jeder körperlichen Anstrengung wurden die Schmerzen zunächst stärker. Also habe ich mich immer weniger bewegt und stattdessen versucht, mich so oft wie möglich auszuruhen – aber dadurch ging es mir mit der Zeit nur noch schlechter. Ich bin immer unbeweglicher geworden und habe auch viele soziale Kontakte verloren. Ich vermisse mein Hobby – das Tanzen – und meine Bekannten aus dem Verein. Einerseits bin ich sehr unglücklich darüber, andererseits habe ich richtig Angst, wieder mehr zu unternehmen!“
Akute und chronische Schmerzen
Sie wissen vermutlich, dass Schmerz eigentlich die Funktion hat, uns vor einer Schädigung oder Verletzung zu warnen – was liegt da näher, als schmerzende Körperbereiche zu schonen? Was bei akuten Schmerzen – z. B. nach einer Sportverletzung – kurzfristig durchaus sinnvoll sein kann, führt bei chronischen Schmerzen, etwa beim Fibromyalgiesyndrom, langfristig meist zu einer Verschlimmerung der Beschwerden. Denn durch die Inaktivität gehen Kraft und Beweglichkeit verloren. Wenn Sie dann nach einer längeren „Pause“ doch wieder einen Versuch starten, aktiv zu werden, sind die Schmerzen meist stärker als zuvor. Und die Konsequenz daraus ist dann oft, sich wieder in die Passivität zurückzuziehen. Leider verlieren Betroffene dadurch häufig auch soziale Kontakte. Und das bedrückt sie ebenso sehr wie die chronischen Schmerzen.
Aktivität oder Ruhe – was hilft?
Ist also mehr Bewegung die Lösung? Wenn es so einfach wäre, ginge es den meisten Menschen mit Fibromyalgie vermutlich bereits deutlich besser. Doch viele Betroffene machen leider die unangenehme Erfahrung, dass Sport die Schmerzen zunächst eher verschlimmert.
Grundsätzlich ist bei Fibromyalgie regelmäßige leichte Bewegung (sowohl Ausdauertraining als auch leichtes Muskelaufbautraining) wichtig und hilfreich. Die Herausforderung liegt meiner Meinung nach darin, dass gerade Menschen mit Fibromyalgie auf einem sehr niedrigen Level starten sollten, um sich nicht zu überfordern – und das fällt vielen schwer. Der Vergleich mit Bekannten oder Verwandten gleichen Alters („Meine Freundinnen schaffen viel mehr als ich!“) oder mit eigenen früheren Lebensphasen („Das war doch sonst auch kein Problem für mich!) kann Druck erzeugen. Wenn Sie langfristig dabei bleiben möchten, ist es aber sinnvoller, ganz klein anzufangen. Vielleicht ist es für Sie ein guter Start, abends eine Runde um den Block zu spazieren – auch wenn Ihre Bekannte täglich 10 km joggen geht. Achten Sie darauf, wie es Ihnen am nächsten Tag geht und finden Sie das Bewegungspensum, das für Sie momentan richtig ist. Steigern können Sie es später immer noch!
Insbesondere falls Sie noch an anderen Erkrankungen leiden oder längere Zeit wenig aktiv waren, sollten Sie sich vor Aufnahme des Trainings auch von Ihrem Arzt beraten lassen.
Gemeinsam klappt vieles besser
Und noch ein Gedanke zum Schluss: Bewegung macht gemeinsam meist mehr Spaß! Vielleicht finden Sie eine oder mehrere Gleichgesinnte, die mit Ihnen zusammen aktiv werden möchten? Suchen Sie sich dafür aber bitte keine hochambitionierten Leistungssportler aus, sondern Menschen, die es genau wie Sie etwas ruhiger angehen lassen. Wenn Sie niemanden kennen, der in Frage kommt, können Sie sich natürlich auch einem Verein anschließen oder einen Kurs belegen – allein die Tatsache, dass Sie dann feste Termine haben, sorgt für mehr Verbindlichkeit. So gelingt es Ihnen leichter, regelmäßig aktiv zu werden und letztlich auch von den erhofften positiven Effekten des Trainings zu profitieren.
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